Franziska Reichenbecher
Türsteher (bouncers) sind die parapolizeilichen Gatekeeper der night time economy und werden dementsprechend hartnäckig als Instanzen der Macht mythologisiert. Jenseits des Klischees gilt es jedoch, door work als eine relationale Praktik des Risikomanagements und den Türsteher als Element eines milieuspezifischen Akteur-Netzwerks der Zugangskontrolle zu begreifen. Wenn in den nächtlichen Routinen privater Sicherheitskräfte türpolitische Entscheidungen stets verteilt hervorgebracht und ausagiert werden, treten als Bedingungen der door work nicht nur lokales Wissen, informelle Protokolle und körpertechnische skills der Türsteher hervor, sondern eben auch Türspione, CCTV, Listen, Codes oder Heizpilze. Eine medienkulturwissenschaftliche Perspektive kann darüber hinaus explizieren, welche Rolle die medialen Logiken des Speicherns, Übertragens und Prozessierens für die Arbeit des Türstehers innerhalb des Sicherheitsdispositivs der Clubtür spielen.
Franziska Reichenbecher, M.A. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Medienkulturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie promoviert zu den Medien der Alltagsgastlichkeit, insbesondere mit Blick auf Architekturen, Tischkulturen und Reinigungsarbeiten. Weitere Forschungsschwerpunkte: Medienanthropologie, Medialität des Rests, Alltags- und Kollektivpraktiken.
Ausgewählte Publikationen: »Koexistenz zu Tisch. Das anthropomediale Arrangement des Dinner for One«, in: J. Bennke, J. Seifert, M. Siegler, C. Terberl (Hg.), Das Mitsein der Medien. Prekäre Koexistenzen von Menschen, Maschinen und Algorithmen, Paderborn 2018, S. 189-214; »Posten«, in: H. Christians, M. Bickenbach, N. Wegmann (Hg.), Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs, Bd. II, Köln/Weimar/Wien 2018, S. 343-362; »The Interplay of Attraction and Repulsion: Approaching the Mysterious Agency of Waste«, in: C. Lewe, T. Othold, N. Oxen (Hg.), Müll - Interdisziplinäre Perspektiven auf das Übrig-Gebliebene, Bielefeld 2016, S. 65-93.
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